
"Es reicht! Das Maß ist übervoll! Die tickenden Zeitbomben Biogasanlagen müssen entschärft werden. Die aktuelle Vernichtung eines ganzen Flusssystems auf rund 10 Kilometern Länge ist nur die Spitze eines Eisbergs! Drastische Maßnahmen sind erforderlich!" erregt sich NABU-Bioenergieexperte Uwe Baumert. "Nur eine sofortige umfassende Risikoanalyse, der Aufbau einer Datenbank zur Risikovorsorge und die Gründung eines bundesweiten "Havariekommandos" nach Vorbild der marinen Einsatzstelle an der Küste, kann den verheerenden Auswirkungen bei defekten Biogasanlagen jetzt und in der Zukunft schnell und effektiv entgegentreten.", so der NABU- Bioenergieexperte weiter.
Durch Defekte im Pumpensystem hat ein Gemisch aus ca. 400 Kubikmetern Gärresten und Gülle Anfang April einen Bach und viele Kilometer der "Veerse", ein ökologisch wertvolles artenreichstes Gewässersystem in Nordniedersachsen, regelrecht erstickt. Besonders geschützte Fische, wie Bachneunauge, Elritze, Stichling, Meer- und Bachforelle starben an Ammoniakvergiftung und Sauerstoffmangel; weitere Schäden an Fauna und Flora sind zu erwarten.
Die Naturschutz- und Wasserbehörde des Landkreises sind zwar sofort tätig geworden, konnten die Katastrophe jedoch nicht verhindern. Die verstärkte Verlagerung der Verantwortung auf Behörden des Landkreises insbesondere nach Abschaffung der Bezirksregierungen,ohne entsprechender Aufstockung des Personals in diesen Bereichen, führt zu einer dauerhaften Überlastung, durch die eine ausreichende Kontrolle nicht mehr gegeben ist. Die unterschiedlichen Vorschriften auf Landkreis-,
Landes- und Bundesebene erleichtern diese Aufgabe nicht. Für alle Biogasanlagen, nicht nur die Großanlagen, müssen daher übergeordnete verlässliche Maßnahmen zur Verhinderung von Umweltschäden gleichermaßen gelten.
Deshalb fordert der NABU-Niedersachsen:
*Havariekommando mit Durchgriffsregelungen bis zur Einzelanlage
*Risikopotenzialanalyse
*Meldepflicht für alle Störfälle
*Erstellung einer zentralen Datenbank
*Einheitliche Sicherheitsstandards mit mindestens zwei Vorsorgeebenen
*Ausrüstung mit einheitlicher Überwachungs- und Sicherheitstechnik
*Schutzwälle, -mauern oder -gräben
*Nachrüstung bestehender Biogasanlagen.
"Manche Biogasbetreiber haben nach Bekanntwerden erster Unfälle bereits reagiert und schon vor Jahren vorsorglich Schutzwälle und zusätzliche Pflanzenkläranlagen gebaut", merkt Bioenergieexperte Uwe Baumert als positives Beispiel an und ergänzt: "Dieses vorbildliche Handeln muss Schule machen und zum Regelfall werden. Dafür ist jedoch leider in den meisten Fällen Zwang erforderlich; denn es geht ums Geld, um Investitionen. Dem NABU geht es um Mensch, Natur, Umwelt und die Akzeptanz von Bioenergie! Unfälle, wie gerade an der "Veerse" geschehen, gefährden dies alles."