Uneins beim Thema Tierhaltung und Biogas in Baccum

Quelle: Lingener Tagespost Baccum. Brauchen wir große Ställe für die Tierhaltung und große Biogasanlagen? Diese Fragen waren Gegenstand einer Veranstaltung der SPD in Baccum, wo Dr. Wilhelm Priesmeier, MdB und agrarpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Arnold Krämer, Leiter Bezirksstelle Emsland Landwirtschaftskammer Niedersachsen, und Eckehard Niemann, Vertreter der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, diese Thematik

Burghard Müller Lingener Tagespost Autor des Artikels
Das Thema diskutierten: Eckehard Niemann; Arbeitsgeme4inschaft Bäuerliche Landwirtschaft, Margitta Hüsken (SPD Baccum) Dr. Wilhelm Priesmeier; MdB, Reinhold Hoffmann; SPD Baccum, Arnold Krämer; Landwirtschaftskammer, Herbert Jäger; SPD Baccum.

Rund 50 Zuhörer waren der Einladung der SPD zu dieser Diskussion in den Saal Hense gefolgt, die vom SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Reinhold Hoffmann moderiert wurde.
In seinem Eingangsstatement forderte zunächst Priesmeier, dass die Ansiedlung und der Bau gewerblicher Intensivtierhaltungsanlagen sowie großer Biogasanlagen stärker gesteuert werden müssten. Die Privilegierung großer gewerblicher Intensivtierhaltungsanlagen müsse komplett wegfallen. Zudem forderte der Sozialdemokrat, dass die Planungs- und Entscheidungsmöglichkeiten der Kommunen gestärkt werden müssen.
Priesmeier: „Die Toleranz der Bürger in der Region für solche Anlagen ist nicht nur erreicht, sondern für viele schon nicht mehr in Ordnung. Außerdem muss den Monokulturen, wie etwa dem Mais, Einhalt geboten werden. Dafür stehen wir als SPD, und deshalb wollen wir das auch herunterfahren.“
Krämer beschrieb die Intensivtierhaltung als sinnvoll und erforderlich, um die Verbraucher mit preisgünstigen Lebensmitteln versorgen zu können. Zudem ermögliche die Intensivtierhaltung, insbesondere Hähnchenmast, den Landwirten ein ausreichendes Einkommen, um im EU-weiten Wettbewerb bestehen zu können.
„Vor 40 bis 50 Jahren haben die Menschen rund 40 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgegeben – heute sind es lediglich noch um die elf Prozent. Der Landwirt von früher hat sich zum Unternehmer von heute gewandelt, und wer kein Geld verdient, kann auch nicht leben“, betonte Krämer. Er ergänzte: „Wir brauchen die Spezialisierungen im ländlichen Bereich und keine zoologischen Gärten.“
Zum Thema Biogasanlagen betonte der Bezirksstellenleiter Emsland, dass es in vielen Gemeinden starke Nutzungskonflikte gebe und „für viele Berufskollegen die Messe bereits gelesen“ sei. „Es ist kein Platz mehr für die, die zu spät gekommen sind. In diesen Dörfern ist kein Neid zu spüren, sondern Hass“, machte Krämer unmissverständlich deutlich.
Als „schwere Sünde der SPD“ wertete Niemann das Wachsen der Tierfabriken in den Jahren der SPD-Regierung in Deutschland. „Nie sind mehr solcher Supertierfabriken gewachsen wie in dieser Zeit.“

Die Bauern seien nicht Filialleiter irgendwelcher Konzerne, sondern Unternehmer, die in Generationen denken müssten. „Um diese bäuerliche Landwirtschaft auch auf Dauer zu erhalten, brauchen wir eine künstliche Verknappung landwirtschaftlicher Erzeugnisse, um höhere Preise zu erzielen. Das heißt, dass etwa die Hähnchen doppelt so teuer sein werden wie heute und auch die Schweinepreise um ein Drittel anziehen werden“, erläuterte Niemann und fuhr fort: „Dann wird auch nicht mehr so viel weggeschmissen.“
Demgegenüber machte Priesmeier deutlich, dass das leider nicht so zu bewerkstelligen sei. Der Agrarmarkt sei weltweit offen. Und wenn hier die Lebensmittel künstlich verknappt würden, werde sich der Verbraucher an andere Märkte wenden.
Auch Krämer beantwortete die Aussagen Niemanns mit einem Kopfschütteln: „Wenn das Schwein in Deutschland zu teuer wird, dann kommen die Schweine aus dem Ausland.“
Einigkeit herrschte bei allen drei Rednern, als es um die Novellierung des Baugesetzbuches ging. Hier herrsche höchste Priorität, weil dann die Kommunen endlich ein Mittel in die Hand bekämen, um den Bau von Biogasanlagen und Tierhaltungsfabriken steuern zu können.
Aus dem Publikum heraus wurde bedauert, dass ganze Landstriche „vermaisen“ und der Gestank der „Güllefelder“ mittlerweile unerträglich geworden sei.
Letztendlich betonte Krämer, dass es noch nie so gute und preiswerte Lebensmittel wie heute gegeben habe und man froh sein könne, im Emsland eine so leistungsfähige Landwirtschaft zu haben.