
Foto: Ludger Jungeblut

Foto: Ludger Jungeblut
Im Beisein ihrer Familie und alter Weggefährten hoben nicht nur Krone, sondern auch der frühere Oberstadtdirektor Karl-Heinz Vehring, die jetzige SPD-Bundestagsabgeordnete Daniela De Ridder, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Lingener Stadtrat, Bernhard Bendick, der Leiter der JVA Lingen, Roland Schauer sowie Elke Müllers frühere Mitarbeiterin Edeltraut Graeßner die herausragenden politischen Erfolge der Sozialdemokratin hervor.
Sie verwiesen, darauf, dass es ohne Müllers beharrlichen Einsatz weder den Standort Lingen der Hochschule Osnabrück noch die Gesamtschule Emsland mit Sitz in Lingen geben würde. Und die Polizeiinspektion (PI) Emsland hätte heute mit hoher Wahrscheinlichkeit ihren Sitz in Meppen und nicht in Lingen, wenn es Elke Müller nicht gelungen wäre, den damaligen niedersächsischen Innenminister Gerhard Glogowski (SPD) davon zu überzeugen, dass es besser sei, die PI in der größten Stadt des Emslandes zu belassen.
Schauer betonte, dass sich die Sozialdemokratin als Vorsitzende des Unterausschusses Justizvollzug und Straffälligenhilfe des Landtages vehement für einen humanen Strafvollzug eingesetzt und auch die Bediensteten in deren Belangen unterstützt habe. Die von ihr selbst ausgegebene Maxime habe gelautet: „Straftäter sind nicht zum Leben ohne Menschenwürde verurteilt.“ In der Justiz habe sie sich einen bleibenden guten Ruf erworben. Schauer zitierte aus den Glückwunschschreiben der Anstaltsleiter Sehnde und Oldenburg, Krimhild Timmermans-Eike und Gerd Koop sowie der Leiterin der Jugendanstalt Hameln, Christiane Jesse. „Ich freue mich sehr, dass Ihr langjähriges und erfolgreiches (vollzugs-) politisches Engagement heute eine so schöne Würdigung erfährt!“ (Krimhild Timmermans-Eike), „Du hast den niedersächsischen Justizvollzug unglaublich geprägt und bereichert.“ (Gerd Koop). „Sie waren eine verbindliche und verlässliche Gesprächspartnerin und angenehm unaufgeregt. Sie haben sich einem auf die Reintegration der Inhaftierten ausgerichteten Vollzug verpflichtet gefühlt – auch zu Zeiten, in denen das Ziel an Bedeutung verlor, und gleichermaßen das Wohl der Bediensteten im Auge gehabt.“ (Christiane Jesse).
Wie Krone deutlich machte, war dieses sachorientierte Arbeiten von Elke Müller der Garant dafür, dass sie in der Stadt Lingen parteiübergreifend vieles bewegen konnte. Aus der von ihr maßgeblich initiierten Gesamtschule sei eine Vorzeigeschule in Niedersachsen geworden.
Er verwies auch auf ihren Einsatz, um die Rolle der Frauen in der Politik zu stärken. „1992 stellte Frau Müller den Antrag, die ehrenamtliche Stelle der Gleichstellungsbeauftragten bei der Stadt Lingen in eine hauptberufliche umzuwandeln. So wurde in Lingen bereits vor der gesetzlichen Verpflichtung eine hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte beschäftigt.“ Vehring erinnerte daran, dass Elke Müller in den neunziger Jahren die damalige niedersächsische Kultusministerin Helga Schuchardt als Verbündete zum Aufbau der Hochschule in Lingen mit inzwischen mehr als 2000 Studierenden gewinnen konnte. Zusammenfassend würdigte Vehring die Geehrte als „Frau der Tat“.
Elke Müller selbst erklärte: „Es war eine tolle Zeit in Hannover. Ich habe die Arbeit unheimlich gerne gemacht.“ Dann wandte sie sich an ihren Ehemann Reiner und dankte ihm mit den Worten: „Ohne dich hätte ich das nicht geschafft.“
Mit einer Geste brachte Daniela De Ridder ihre Hochachtung vor der 73-Jährigen zum Ausdruck, indem sie sich vor ihr verneigte. „Frau Müller war ihrer Zeit weit voraus“, sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete aus Schüttorf.
Bedeutung für die Region
Dass Elke Müller einmal eine erfolgreiche Politikerin werden würde, die sich beim Aufbau des Standorts Lingen der Hochschule Osnabrück, bei der Einrichtung der Gesamtschule in der Stadt, bei der Durchsetzung der Frauenrechte und beim Strafvollzug bleibende Verdienste erwarb, war aus ihrem Lebenslauf zunächst nicht ablesbar. Geboren im April 1940 in Osnabrück besuchte sie die Grund- und Realschule in der Stadt und absolvierte eine Lehre als Porträt-Fotografin. 1969 trat sie in die SPD ein, war von 1975 bis 1983 Ratsfrau in Geldern im Rheinland und nach ihrem Umzug nach Niedersachsen von 1986 bis 1996 Mitglied im Lingener Stadtrat, wo sie zusammen mit Edeltraut Graeßner die Einrichtung der IGS für Lingen und darüber hinaus durchsetzte. Zwischen Juni 1990 und Januar 2008 gehörte sie mit kurzen Unterbrechungen dem niedersächsischen Landtag an. Sie leitete den Unterausschuss Justizvollzug und Straffälligenhilfe, der wiederum dem Ausschuss für Rechts- und Verfassungsfragen angegliedert ist. Elke Müller ist verheiratet und Mutter von vier Kindern.