
Foto: Joachim Ratzke


Foto: Joachim Ratzke
Zu den insgesamt 50 Teilnehmern gehörte auch eine größere Gruppe minderjähriger afghanischer und syrischer Flüchtlinge, die von Mitarbeitern des SkF und einer Dolmetscherin begleitet wurden. Einige Jugendlichen wohnen zurzeit in einer Wohngruppe in Baccum.
Schon 2012 hatte die SPD Baccum u. a. Flüchtlinge aus Ruanda mit Lingener Integrationslotsen zu einem derartigen Besuch in den Landtag eingeladen. Dieser Besuch, so Baccums SPD Vorsitzender Reinhold Hoffmann, habe bereits damals gezeigt wie groß das Interesse der Flüchtlinge an der Arbeit des Landtages ist. Mit diesen Besuchen will die SPD einen Beitrag für Integration und gegenseitigem Verständnis leisten.
Seitens der Landesregierung wurde die Besuchergruppe von Niedersachsens Ministerin für Soziales, Gesunh eine dheit und Gleichstellung Frau Cornelia Rundt und den Landtagsabgeordneten Gerd Will (SPD) und Heinz Rolfes (CDU) im Landtag begrüßt.
Für den Sozialdienst Katholischer Frauen (SkF) berichtete Joachim Ratzke über die Arbeit des SkF in Lingen.
Vor etwa einem Jahr wurden neben dem SkM Lingen, der nunmehr koordinierend in der Flüchtlingsarbeit tätig ist, auch der SkF Lingen gefragt, ob von dieser Seite Hilfe bei der Unterbringung und Betreuung von zu erwartenden jugendlichen unbegleiteten Flüchtlingen angeboten werden kann. Durch die vielfältige Kompetenz des SkF in mehreren Bereichen der Lebenshilfe, konnte dies zugesagt werden.
Der gemeinnützige Verein „Sozialdienst katholischer Frauen“ aus Lingen unterhält seit Februar 2016 als Träger zwei stationären Wohngruppen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Idee und Konzept war seinerzeit gemeinsam mit dem Fachbereich Jugend der Stadt Lingen konzipiert worden. Für die Unterkunft in Baccum und am Alten Flugplatz hat der Verein zwei alte, leerstehende Einfamilienhäuser angemietet und gemäß den Anforderungen eingerichtet.
Ansprechpartner stehen den Jugendlichen rund um die Uhr zur Verfügung. Das Konzept des SkF für die Betreuung der jugendlichen Flüchtlinge am Weidenkamp in Baccum unterscheidet sich grundlegend von dem in einer gewöhnlichen Flüchtlingsunterkunft. Nicht selten kann sich in Letzterer nur ein Sozialarbeiter um bis zu 100 Flüchtlinge kümmern. In Baccum hingegen bemühen sich mehr als sechs Mitarbeiter um die Jugendlichen. Wir bieten eine pädagogische Begleitung vor Ort an. So ist rund um die Uhr ein Mitarbeiter vor Ort und erreichbar. In der Wohngruppe Am alten Flugplatz ist die Konzeption hin zu einer Verselbständigungsgruppe mit weniger dichter Betreuung entwickelt worden. Hier können die jungen Männer lernen, selbstverantwortlich ihr Leben zu gestalten, bevor sie in eigene Wohnungen bzw. wie auch schon geschehen in eine WG ziehen.
Wohngruppenübergreifend bieten wir über den SkF im Rahmen der Schulung zu Themen wie „Werte und Normen“ Gruppengespräche mit den Jugendlichen zur Prävention an. Hierbei geht es hauptsächlich um Partnerschaftsformen, Umgang mit dem anderen Geschlecht, Verhütung und Gesundheitsschutz. Diese Themen werden jeweils gemeinsam mit den Jungs erarbeitet. Dabei wird auch immer der Bezug zu kulturellen Abweichungen und die Erfahrung aus der Heimat thematisiert. Dies, wie auch alle anderen Kontakte mit den jungen Männern finden in erster Linie in deutscher Sprache statt um somit auch im Alltag die Sprachentwicklung zu fördern. Erst wenn es zu Verständigungsproblemen kommt weichen wir auf Englisch oder aber auch auf die Hilfe einer Dolmetschern aus.
Die Ministerin zeigte sich insbesondere über das große Interesse der Jugendlichen und die im guten Deutsch gestellten Fragen zur landespolitischen Themen und Fragen zur Asylpolitik beeindruckt. Heinz Rolfes (Vorsitzender des SkM Lingen) und Gerd Will verwiesen beide auf die gute dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge in Lingen die vom SkF und SkM bei aller Problematik fachlich optimal betreut, und wie in Baccum, aus der Nachbarschaft in ihrer Arbeit von vielen ehrenamtlichen Helfern unterstützt würden.
Baccums stellvertretender Vorsitzender Herbert Jäger erklärte in einer Pressemitteilung das Kinder und Jugendliche, die es aus Krieg oder Verfolgung die es bis nach Deutschland geschafft hätten, auf ihrem Weg häufig Furchtbares erleben mussten. Gewalt, Hunger, Durst, die Trennung von der Familie – wir können es nicht wirklich ermessen, so Jäger, wie viele von ihnen traumatisiert sind.
Wir sind dankbar, so Reinhold Hoffmann, dass es auch in Baccum so viele Mitbürgerinnen und Mitbürger gibt, die diesen Menschen helfend zur Seite stehen.